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Tempora mutantur

et nos mutamur in illis

"Keine Atomwaffen für Westdeutschland und keine Abschußrampen für Atomraketen! Deutschland muß atomfrei bleiben! Deutschland weiß, was Trümmer und Ruinen bedeuten! Keiner von uns kann die Verant­wortung tragen, ja zu sagen ... Keine Macht der Welt, auch nicht die NATO, kann uns gegen unseren Willen dazu zwingen ... Es ist deshalb Zeit für die deutsche Politik, sich zu einer atomfreien Zone in Mitteleuropa zu bekennen."

Keine Frage, aus welchem Dunstkreis dieser flammende Appell stammt.

Keine Frage?

Es ist dies ein Auszug aus einem Kommentar der BILD-Zeitung vom 21. 11. 1958. Der polnische Außenminister Rapacki hatte damals vorgeschlagen, in der Bundesrepublik und in einem breiten Gürtel des Ostblocks auf Atomwaffen zu verzichten. Zum großen Kummer der BILD-Zeitung wurde dieser Vorschlag dann aber als kommunistische Demagogie, als hinterlistiger Anschlag der Roten auf die Freiheit entlarvt. "Tempora mutantur et nos mutamur in illis" ([1]), meinten damals die alten Römer.

Und: "Der Apel ist schon ein armer Hund: in den 50er Jahren ist er in die SPD eingetreten, weil er gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik war und heute ist er Verteidigungsminister", meinte einmal Willy Brandt.

Und schließlich: "Wer noch einmal ein Gewehr ergreift, dem soll die Hand verdorren", schrieb Ende der 40er Jahre der Schongauer Landrat und Lateinlehrer Franz Josef Strauß, ehe auch er vom schönen Beruf des Verteidigungsministers ergriffen wurde.

Tempora mutantur ... wie gesagt.


[1] Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.